Selbstbezeichnungen

Schwarz

Schwarz und Schwarzsein bezeichnen eine politische und soziale Konstruktion, keine biologische Eigenschaft. Dieser Begriff beschreibt also nicht die Hautfarbe von Menschen. Schwarze Menschen befinden sich in einer von Rassismus geprägten Gesellschaft in einer benachteiligenden und durch Diskriminierung geprägten Position. Schwarz – auch als Adjektiv mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben – hat in Deutschland eine Widerstandsgeschichte, die in die 1980er Jahre und weiter zurückreicht und die eng mit der afrodeutschen und Schwarzen Bewegung verknüpft ist. Durch die widerständige Aneignung einer Fremdbezeichnung und in Anlehnung an die Black Power-Bewegung im englischsprachigen Raum wurde er als emanzipatorische Selbstbezeichnung und als Alternative zu eindeutig rassistischen Begrifflichkeiten eingeführt. Der Begriff Schwarze Deutsche setzt der angeblichen Unvereinbarkeit von Schwarzsein und Deutschsein etwas entgegen. Er verweist auf die Geschichte Schwarzer Präsenz in Deutschland, die bis lange vor die Kolonialzeit zurückreicht.

Afrodeutsch

Der Begriff afrodeutsch wurde auf Anregung der US-amerikanischen Aktivistin Audre Lorde in Anlehnung an den in den USA geläufigen Begriff entwickelt. Die Begriffe Afrodeutsche und Schwarze Deutsche stehen in einem Zusammenhang mit Konzepten des Empowerment, der Emanzipation und Identitätspolitik sowie der Auseinandersetzung mit Diskriminierung und Rassismus.

weiß

Im Sinne der Kritischen Weißseinsforschung verwenden wir Schwarz und weiß als politische Begriffe, die auf Standorte unterschiedlicher Machterfahrung verweisen. Indem wir Weißsein sichtbar machen und Teil der Betrachtung werden lassen, bringen wir auch zum Ausdruck, dass nicht die von Rassismus Diskriminierten, sondern die Diskriminierenden bzw. diskriminierende Strukturen das Problem sind. Wir begreifen Weißsein generell als eine Machtposition, die mit zahlreichen Privilegien ausgestattet ist und stellen uns damit dem Argument entgegen, Rassismus betreffe lediglich den rechten Rand der deutschen Gesellschaft.

People/Person of Color (PoC) / BiPoC

People (Plural) oder Person (Singular) of Color, kurz PoC, ist eine selbstbestimmte Bezeichnung von und für Menschen, die nicht-weiß sind. Mit dieser Sichtweise wird erstmals vorausgesetzt, dass nicht-weiße Personen über einen gemeinsamen Erfahrungshorizont in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft verfügen. Anders als etwa „colored“ („farbig“/„Farbige*r“), das eine von Weißen gewählte Zuschreibung ist, sind People of Color in erster Linie people, also Menschen. Seit geraumer Zeit hat sich der Begriff BiPoC etabliert, der mit dem „B“ das Wort Black und dem „i“ das Wort indigenous integriert. Indigenous ist allerdings keine Selbstbezeichnung. Er bezieht sich nicht nur auf Angehörige der First Nations in den Amerikas oder die indigene Bevölkerung Australiens, sondern auch auf indigene Minderheitsangehörige Europas. Wird über eine indigene Gruppe gesprochen, sollte ihre Selbstbezeichnung benutzt werden.

Weitere Selbstbezeichnungen von Minderheits- und indigenen Gruppen

  • bei den ersten Nationen der Amerikas z. B. Dakota, Chickasaw, Apache, Quechua, Arawak … und Hunderte mehr (anstelle des I-Worts)
  • Sinti*zze und Rom*nja (anstelle des Z-Wortes)
  • Inuiut oder auch z. B. Kalaallit, Iñupiat, Yupik (anstelle des E-Wortes)

Fremdbezeichnungen (Triggerwarnung!)

Farbige*r“

Dieses sprachliche Relikt aus der Kolonialzeit wurde in Deutschland in den fünfziger Jahren als Ersatzbegriff für das als rassistisch erkannte „N-Wort“ geläufig und wird aus Unwissenheit heute noch oft dafür benutzt. Zum einen aufgrund der kolonialen Konnotationen, zum anderen wegen des klar erkennbaren beschönigenden Hintergrunds und auch weil „farbig“ impliziert, dass weiß (unfarbig? farblos?) die Norm sei, sollte auf diese Vokabel verzichtet werden.

Mischling“

Der Begriff ist einerseits dem Tierreich entlehnt und stammt andererseits aus dem Rassendenken des Nationalsozialismus und der Apartheid. Daher ist er eine inakzeptable Bezeichnung, genauso wie „Mulatte“, „half-caste“, „Mestize“, „Farbige*r“.

Rasse“

Der Begriff „Rasse“ ist kein wertungs- oder diskriminierungsfreier Begriff, sondern nach heutiger wissenschaftlicher Sicht den Irrungen und der rassistischen Propaganda kolonialer Akteur:innen und des Nazi-Regimes zuzuordnen. Er ist überholt und aus molekularbiologischer und populationsgenetischer Sicht widerlegt worden. Die historischen Versuche, Menschen derart zu klassifizieren, wurden bekanntermaßen praktiziert um nicht-weißen Menschen bestimmte, minderwertige Eigenschaften zuzuschreiben und daraus eine Herrschaftsstruktur zu entwickeln.

„Schwarzafrikaner*in“

Genauso wie „Farbige*r“, das „N-Wort“ oder das „M-Wort“ ein Begriff aus der Kolonialzeit und entsprechend rassistisch konnotiert. Die Bezeichnung einer geografischen Großregion mit dem Begriff Schwarzafrika ist der Versuch das Afrika südlich der Sahara von Nordafrika abzugrenzen. Denn letzteres und insbesondere Ägyptens pharaonische Hochkultur wird den europäischen Kulturen als näher betrachtet und dieses Narrativ der Abgrenzung trägt dazu bei ein rückständiges Bild vom subsaharischen Afrika zu reproduzieren.

Fremdbezeichnungen indigener Volksgruppen

Angehörige indigener Volksgruppen sind Nachfahren der Menschen, die ein Gebiet bereits bewohnten, bevor sie von Gruppen aus anderen Teilen der Welt unterworfen, untergeordnet oder kolonisiert wurden oder ihr Gebiet Teil eines Staates wurde. Beim Sprechen oder Schreiben kann die bestimmte Gruppe beim Namen genannt werden. Unangebracht sind Begriffe wie „Ureinwohner“, „Eingeborene“, „Naturvolk“, „Stamm“, „I-Wort“, „E-Wort“, „Z-Wort“ etc.

Quellen u. a.: Der Braune Mob | Noah Sow | Neue deutsche Medienmacher | Wer anderen einen Brunnen gräbt | Wikipedia

Privilegien weißer Menschen in Deutschland

(eine Aufzählung von Noah Sow)

  • als Individuum betrachtet zu werden
  • als vollwertiges Mitglied der Bevölkerung betrachtet zu werden
  • nicht automatisch als ‚fremd’ betrachtet zu werden
  • nicht rechtfertigen zu müssen, weshalb du in deinem eigenen Land lebst oder weshalb du überhaupt in deiner Form und Farbe existierst
  • dich und deine Gruppe selbst benennen zu dürfen.
  • alle Menschen, die nicht weiß sind, benennen, einteilen und kategorisieren zu dürfen
  • dass deine Anwesenheit als normal und selbstverständlich betrachtet wird
  • sich benehmen zu können, als spiele deine eigene ethnische Zugehörigkeit keine Rolle
  • jede andere Kultur nachäffen oder sich in Teilen aneignen zu können, ohne dafür von der Mehrheitskultur ausgegrenzt zu werden (ausgelacht vielleicht … ausgegrenzt aber nicht)
  • bestimmen zu dürfen, inwiefern die Errungenschaften und Meinungen aller Menschen, die nicht weiß sind, relevant sind, selbst wenn diese Menschen viel gebildeter sind als du
  • ohne die Möglichkeit aufzuwachsen, dass du rassistisch beleidigt werden kannst
  • in der Gesellschaft, in der du dich bewegst, öffentlich anonym bleiben zu können, wenn du willst
  • nie darüber nachdenken zu müssen, ob Verdächtigungen oder Kontrollen vielleicht aufgrund deines vermeintlich anderen Aussehens erfolgen
  • Fremden deine Herkunft nicht erklären zu müssen
  • grundsätzlich ungehindert und unkontrolliert in die ganze Welt reisen zu können
  • auf Rassismus nicht reagieren zu müssen

Quelle: http://www.deutschlandschwarzweiss.de/nachhilfe_im_weisssein.html